In einem Forschungsprojekt prüfen die Deutschen Institute für Faserforschung Denkendorf (DITF), die Universität Hohenheim und die Firma naturamus, ob Lavendel in der Schwäbischen Alb angebaut und wie daraus energieeffizient ätherisches Öl gewonnen werden kann. Die DITF erforschen, wie aus den anfallenden Reststoffen Fasern für klassische Textilien und Faserverbundwerkstoffe hergestellt werden können.

Lavendelfeld
Lavendelfelder wie in der französischen Provence gibt es künftig vielleicht in der Schwäbischen Alb. – © asife – stockadobe.com

Prächtig blau-violett blüht Lavendel hierzulande meist in Gärten. Neben dem Anbaugebiet Ostwestfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen könnte die Pflanze bald schon eine weitere Region erobern: die Schwäbische Alb in Baden-Württemberg.

Anders als bei dem demeter-Projekt 2014 steht nicht nur der regionale Anbau und das Gewinnen der ätherischen Öle im Fokus, sondern ebenso die Reststoffe, die bisher nicht verwertet werden. Die Idee: Lavendelstängel lassen sich zu Fasern für Textilien verarbeiten.

DITF: So verwandelt sich Lavendel in Textilfasern

Um Lavendel-Destillationsreste zu verwerten, müssen die pflanzlichen Stängel mit ihren Faserbündeln aufgeschlossen, das heißt, in ihre Bestandteile zerlegt werden. Innerhalb eines Faserbündels sind die verholzten (lignifizierten) Einzelfasern fest durch pflanzlichen Zucker, dem Pektin, verbunden. Diese Verbindung soll beispielsweise mit Bakterien oder mit Enzymen aufgelöst werden.

„Wir sind gespannt, wie hoch die Ausbeute an Fasern sein wird und welche Eigenschaften diese Fasern haben“, sagt Jamal Sarsour. Der Wissenschaftler der DITF untersucht derzeit verschiedene Vorbereitungstechniken und Methoden, um aus dem Material Lang- und Kurzfasern herzustellen. Projektleiter Thomas Stegmaier ergänzt: „Die Länge, die Feinheit als auch die Festigkeit der Faserbündel entscheiden über die Verwendungsmöglichkeiten. Feine Fasern sind für Bekleidung geeignet, gröbere Faserbündel für technische Anwendungen.

Im Trend: Nachhaltige Textilien

Das Projektteam AlbLavendel
Das Projektteam AlbLavendel auf dem Versuchsfeld bei Bad Boll (v.li). Benjamin Ewert, Stephan Baz, Thomas Stegmaier, Jamal Sarsour (alle DITF), Carolin Weiler (Universität Hohenheim); Peter Schmich, Ralf Kunert, Matthias Adam (alle naturamus) – © Carolin Weiler

Die Chancen auf dem Markt sind gut. Regionale Wertschöpfung und ökologisch und fair erzeugte Textilien sind im Trend. Dabei geht es nicht in erster Linie um Bekleidung, sondern um technische Textilien. Die für den Leichtbau so wichtigen Faserbundwerkstoffe können auch mit nachwachsenden Naturfasern hergestellt werden, wie zum Beispiel bereits mit Hanf oder Flachs. Selbst aus Hopfen-Gärresten wurde an den DITF bereits Faserverbundmaterial hergestellt. Fasern aus den Reststoffen von Lavendel könnten ein weiterer natürlicher Baustein für Hightech-Anwendungen sein.

Zurück zum neuen Anbaugebiet

Der Anbau von Lavendel auf der Schwäbischen Alb bedeutet Neuland. Die Universität Hohenheim testet deswegen an vier Standorten fünf verschiedene Sorten, etwa auf dem Sonnenhof bei Bad Boll. Ende des Jahres werden die ersten Ergebnisse erwartet.