Mehr als 15 kg Textilmüll produziert jeder Mensch in Europa im Durchschnitt pro Jahr. Bis 2030 könnten dieser Wert aufar mehr als 20 kg steigen. Das besagt eine Studie zum Textilmüllvolumen und dessen Sammel- und Recyclingraten von McKinsey. Und: 20 Prozent dieses Textilabfalls könnte zu neuer Bekleidung werden.
Die Ergebnisse der jüngsten McKinsey-Studie erschüttern:
- Weniger als 1 Prozent Textilmüll wird in der EU und der Schweiz zu neuen Textilprodukten recycelt.
- 7,5 Millionen Tonnen Textilmüll fallen jährlich in Europa an .
- Mehr als 65 Prozent landen ohne Umwege direkt in der Müllverbrennung oder auf der Mülldeponie.
Nicht mal 1 Prozent des Müllbergs wird zu neuer Kleidung verarbeitet
Das verschwendet nicht nur bestehende Ressourcen, es kostet Arbeitsplätze. 15.000 neue Jobs könnte man in Europa bis 2030 schaffen, wenn Textilien gezielt gesammelt und aufbereitet würden, sagt Karl-Hendrik Magnus, Senior Partner und Leiter der Modeindustrieberatung bei McKinsey .
Entscheidend für den Sektor Textilrecycling ist laut Magnus die Sammelrate. Bisher produzieren den größten Anteil (85 Prozent) des Textilmülls private Haushalte mit Kleidung und Heimtextilien. Nur zwischen 30 bis 35 Prozent des Abfalls werden getrennt gesammelt und als Second-Hand-Mode oder als grob recycelte Textilprodukte wie Lappen weiterverwendet.
Weniger als 1 Prozent wird aktuell zu neuen Fasern verarbeitet. Dieser Wert könnte laut McKinsey zwischen 18 und 26 Prozent liegen, vorausgesetzt, die Sammelrate steigert sich bis 2030 auf 50 bis 80 Prozent.
Fibre-to-fiber-Recycling bedarf Investition
„Dieses so genannte Fiber-to-fiber-Recycling, bei dem aus Textilfasern neue Fasern für Mode hergestellt werden, stellt die nachhaltigste Möglichkeit dar, um aus Müll etwas Neues mit Wert zu generieren“, erklärt Jonatan Janmark, Co-Autor der Studie und Partner im Stockholmer Büro von McKinsey. Gleichzeitig bietet diese Kreislaufwirtschaft enormes finanzielles Potenzial mit 6 bis 8 Milliarden Euro Umsatz als Marktgröße und möglichen jährlichen Renditen von 20 bis 25 Prozent für die Recyclingindustrie.
Möglich machen diese Entwicklung neue Technologien, etwa das mechanisches Recycling von Baumwolle, die Verarbeitung zu Viskosefasern oder chemisches Recycling für die Wiederverwertung von Polyester, was aktuell getestet wird.
Allerdings ist das Sammeln und Aufbereitung der Altbekleidung leichter gesagt als getan:
Textilien müssen nach Qualitätskriterien sortiert, Knöpfe und Reißverschlüsse entfernt und Faserzusammensetzungen eindeutig identifiziert werden. Viele Produkte aus Mischfasern stellen für das Faser-zu-Faser-Recycling noch ein ungelöstes Problem dar.
Um das volle Potenzial des Textilrecyclings bis 2030 auszuschöpfen, braucht Investitionen von gut 7 Milliarden Euro in der gesamten Wertschöpfungskette: beim Sammeln, Sortieren und dem Aufbau von Recyclingfabriken. Die Investition lohnt sich laut Janmark nicht nur für die Umwelt: „Es können beim Recycling neue Rohmaterialien entstehen, die mehr Modeproduktion in Europa ermöglichen würden. Dadurch könnte diese Recyclingindustrie sogar noch mehr Wert generieren.“