Wäsche aus dem Gesundheitswesen setzt besonders hohe Hygienestandards voraus, um sowohl Patienten in Kliniken als auch das Personal in Wäschereien vor möglichen Infektionen durch die Wäsche zu schützen. Hier dient das RAL-Hygienezeugnis nach RAL-GZ 992/2 für Krankenhauswäsche im deutschen Gesundheitswesen als Nachweis für die Erfüllung der Anforderungen des Robert Koch-Instituts für die Vergabe von Wäsche an externe Wäschereien.
Krankenhausinfektionen bzw. nosokomiale Infektionen und resistente Krankheitserreger sind in vielen Teilen der Welt mittlerweile ein ernst zu nehmendes Problem. Allein in Deutschland erkranken jährlich zwischen 400.000 und 600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen, laut aktuellen Schätzungen sterben jährlich bis zu 20.000 Menschen daran.
Die Infektionsgefahr hängt stark von den getroffenen Hygienemaßnahmen und vor allem auch deren strikter Einhaltung ab. Da die Erreger grundsätzlich auch über Textilien übertragen werden können, muss der Textilhygiene ein entsprechender Stellenwert innerhalb des Maßnahmenkatalogs zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen beigemessen werden.
Heutzutage werden über 85 Prozent der täglich anfallenden Textilien aus dem Gesundheitswesen (Flachwäsche, medizinische Textilien, OP-Textilien, medizinische Berufs- und Schutzkleidung) durch professionelle externe Dienstleistungsunternehmen in validierten Prozessen wie dem Qualitätssicherungssystem nach RAL-GZ 992/2 aufbereitet.
Die Anwendung von desinfizierenden Waschverfahren nach den Standards des Robert Koch-Instituts (RKI) bzw. der Liste des Verbands für Angewandte Hygiene e.V. (VAH) gewährleisten nachweisbar hygienische Waschergebnisse. Dabei wird Wäsche, die nicht als „hochinfektiös“ eingestuft ist, einem desinfizierenden Waschverfahren mit Wirkbereich B (Abtötung/Inaktivierung von Viren) unterzogen. Dieses tötet Bakterien ebenso ab wie Pilzsporen und inaktiviert Viren.
Zeugnis für sichere Hygiene
Gütegesicherte Wäschereien trennen strikt zwischen reiner und unreiner Seite des Waschprozesses und schließen damit eine Rekontamination der frisch gewaschenen Textilien aus. Beim Qualitätssicherungssystem der RAL-Zertifikate ist die Einhaltung der Vorgaben für Qualität und hygienischen Bedingungen an fest definierte Werte gebunden. Obligatorisch sind ebenfalls das Erstellen und vor allem Einhalten von Hygieneplänen sowie die Anwesenheit eines speziell ausgebildeten und geprüften Hygiene-Verantwortlichen.
Regelmäßige Kontrollen finden nicht nur betriebsintern, sondern auch von außen durch neutrale Prüfbeauftragte des Prüfdienstleisters Hohenstein statt. Diese kontrollieren bei ihren jährlichen, unangekündigten Besuchen in den Betrieben das Qualitätsmanagement-System. Dazu gehört insbesondere auch die Überprüfung des Kontrollbuches, in dem die Ergebnisse der kontinuierlichen Eigenüberwachung dokumentiert werden, auf Vollständigkeit und Korrektheit.
Hinzu kommen Hygieneuntersuchungen, bei denen von bis zu 30 Stellen im Betrieb Oberflächenkontaktkulturen erstellt sowie Wasserproben entnommen und später im Labor analysiert werden. Als zusätzliches Instrument der Hygieneuntersuchung kommen sogenannte Bioindikatoren zum Einsatz, die Waschprozesse durchlaufen. So kann nachgewiesen werden, dass das gewählte Waschverfahren die vorgeschriebene Desinfektionsleistung erbringt.
Neben der Hygiene steht in Krankenhäusern die bedarfsgerechte Wäscheversorgung im Vordergrund. Viele Textilserviceunternehmen arbeiten mit modernen Technologien, die Anzahl und Art der gelieferten Textilien automatisch, berührungslos und exakt identifizieren können und noch weitere Daten liefern. Das erleichtert die Wäschelogistik mit ihrer personen- sowie ortsbezogenen Zuordnung und stellt die Verfügbarkeit sicher. Krankenhäuser können sich so auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, nämlich die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Patienten.
OP-Textilien: Mehrweg bietet Mehrwert
Einweg oder Mehrweg: Diese Frage muss sich das Management von Krankenhäusern und anderen Einrichtungen stellen, wenn es um OP-Mäntel, OP-Abdeckungen und Schutzkittel für Intensivstationen geht. Damit Mehrweg-OP-Textilien ihrer Aufgabe gerecht werden, müssen sie bestimmten Anforderungen genügen. Die primäre Funktion von OP-Textilien wie OP-Wickelkittel oder OP-Abdeckungen ist ihre Barrierewirkung, also die Vermeidung des Keimtransfers zwischen OP-Team und Patient. Einweg-Produkte leisten hinsichtlich ihrer primären Funktion dasselbe wie Mehrweg-Produkte, haben aber, betrachtet man das Gesamtpaket, entscheidende Nachteile.
Mehrweg-OP-Textilien punkten vor allem dann, wenn bei hohem Schutzniveau ein thermohysiologischer Tragekomfort gefragt ist. Zudem zeigen sie sich im Gebrauch umweltfreundlicher, da sie – ganz im Gegensatz zu Einweg-OP-Textilien – kein riesiges Abfallvolumen erzeugen. Um die vergleichsweise höheren Anschaffungskosten von Mehrwegschutztextilien auszugleichen, müssen diese mindestens 50 Gebrauchs- und Wiederaufbereitungszyklen durchlaufen. Für RAL-Mitgliedsbetriebe ist das kein Problem: Sie sorgen dafür, dass Mehrwegschutztextilien immer wieder umweltfreundlich aufbereitet werden und einen echten Mehrwert bieten.
Nachhaltigkeit und Verantwortung
Nachhaltigkeit spielt im Textilservice neben den Kernthemen Hygiene, Werterhalt und Qualität eine immer größere Rolle. RAL-Mitgliedsbetriebe haben sich in den vergangenen Jahren zum Kompetenzzentrum für Textilpflege, umweltbewusstes Waschen und umfangreichen Textilservice entwickelt. Dabei gehört Nachhaltigkeit heutzutage nicht nur zum guten Ton, sondern ist zu einer ökologischen und ökonomischen Notwendigkeit geworden.
Ohnehin gelten moderne Textilserviceunternehmen als Paradebeispiel für nachhaltiges Wirtschaften, da ihre Prozesse auf Kreisläufe ausgerichtet sind. Das beschränkt sich keinesfalls auf die reinen Wasser- und Energieverbräuche, sondern erstreckt sich auch auf die angestrebte Langlebigkeit und Nutzungsdauer von Textilien, die im Sinne von Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnen.