Wer mit so viel Liebe, Fleiß und handwerklicher Qualität einen Textilpflegebetrieb führt, kann kaum etwas falsch machen. Vorausgesetzt, die Chemie stimmt. Daher investiert Heike Stierli jetzt in neue Reinigungstechnik. Ihre bestens gepflegten Kundenbeziehungen sind bereits eine sichere Bank, um mit ihrer Spezialisierung auf die klassische Textilreinigung erfolgreich zu bleiben.
Grundsätzlich habe ich alles richtig gemacht, wenn der Kunde mein Geschäft mit einem Lächeln verlässt. Oftmals erreiche ich das aber schon, indem ich ihm sein Kleidungsstück sauberer als vorher überreiche“, sagt Heike Stierli in einem charmanten Video auf der Website der Textilreinigung Stierli. Hier erklärt die Unternehmerin, wie Chemisch-Reinigung geht, wann ein Kleidungsstück gereinigt werden sollte und welche Art von Flecken mit Hilfe der Lösemittel entfernt werden können. So verstehen es alle: In der Textilreinigung Stierli in Hochdorf wird klassisch gereinigt.
Durch die Kooperation mit ausgesuchten Kollegenbetrieben deckt die Einzelunternehmerin das Leistungsspektrum ab, das von einer modernen Textilreinigung erwartet wird, inklusive der Reinigung von Teppichen, Lederwaren und Pelzen sowie Wäschereileistungen. Um ihren eigenen Qualitätsstandard zu halten und künftig nachhaltiger zu arbeiten, wird sie nun Geld für eine neue Reinigungsmaschine in die Hand nehmen. Es ist die erste große Investition in den Betrieb, den sie im Jahr 2014 funktionsfähig übernehmen konnte. Die sei nun notwendig, denn sie wolle ihre kleine, feine Reinigung in zentraler Lage in Hochdorf bis zur Rente weiterführen und als gut gehenden Laden später verkaufen. Das ist der Plan der nach wie vor hochmotivierten Quereinsteigerin, die eigentlich Bibliothekarin werden wollte.
„Das wäre mein Traumjob gewesen“, sagt sie ohne Bedauern. Denn heute sei sie genau dort, wo sie sein möchte: glücklich und zufrieden mit ihrem Leben, ihrer eigenen Textilreinigung und in der Nähe ihres Heimatorts im Kanton Luzern in der Schweiz.
Ihre Liebe zu Büchern pflegt Heike Stierli nun nebenbei: mit einem offenen Bücherschrank im Geschäft, der inzwischen ein Kundenmagnet geworden ist. Seit ein paar Jahren können die Menschen in der Textilreinigung Stierli Bücher tauschen, während sie ihre Kleidung und Textilien des täglichen Lebens abgeben. Wer mag, bekommt dazu einen Kaffee serviert, als freundliche Einladung zum Verweilen und Wiederkommen.
Die überraschende Wendung
Wenn die gut gelaunte Heike Stierli erzählt, klingt ihre Geschichte von ihrem Weg in die Branche und ihre Selbstständigkeit wie die Aneinanderreihung glücklicher Fügungen. Ganz so war es allerdings nicht, betont sie. Ihre Bereitschaft anzupacken, ihre Neugier und vor allem ihr Durchhaltevermögen seien wesentliche Voraussetzungen für das Gelingen gewesen, insbesondere in der Zeit als alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen, die inzwischen 27 und 31 Jahre alt sind. Prägend für sie war eine überraschende Wendung in ihrem Leben. Heike Stierli war gerade siebzehn, als der Ausreiseantrag ihrer Eltern aus der DDR bewilligt wurde. So siedelte die Familie im Jahr 1984 in die Schweiz und zurück in den Ort, den ihr Großvater im Jahr 1860 verlassen hatte. „Wir waren Auslandsschweizer und meine Eltern wollten zurück in die alte Heimat. Ich musste mitgehen, mein gewohntes Leben aufgeben und meine Freunde zurücklassen.“
In der DDR hatte sie eine Lehre als Chemiefacharbeiterin angefangen und die berufliche Neuorientierung in der Schweiz erwies sich als Herausforderung. Hilfreich waren alte verwandtschaftliche Verbindungen, an die ihre Eltern anknüpfen konnten. Heike Stierli ging allerdings ihren eigenen Weg. Ihre Offenheit und ihre direkte, freundliche Art verhalfen ihr zu einem Job in einer Versandbuchhandlung, dessen Chef ihr riet, eine Bürolehre zu machen. Die zweijährige Ausbildung wurde eine solide Grundlage für ihre Tätigkeit als Sekretärin in einem Bauunternehmen, die sie bis zur Geburt ihres ersten Sohnes ausübte.
„Als Mutter von zwei Kindern habe ich dann diverse Minijobs und Treuhandarbeiten gemacht. Ich war flexibel, wusste
allerdings schon immer, was ich nicht machen wollte“, berichtet sie. Zu dem Schritt in die Selbstständigkeit konnte sie mit ganzem Herzen ja sagen. Diese Chance hatte sich, wie so vieles in ihrem Leben, ungeahnt ergeben. „Von der Frau meines Hausarztes, die in seiner Praxis beschäftigt war, erfuhr ich, dass eine andere Patientin ihre gut gehende Textilreinigung in Hochdorf abgeben wollte. Ich war begeistert und nahm Kontakt auf. Das Geschäft lag nur wenige Minuten von unserer Wohnung entfernt, der Kaufpreis stimmte und mich reizte die Perspektive, meine eigene Chefin zu werden.“
Von Hand gebügelt ist Standard
Abgesehen davon habe sie gewusst, was sie erwartete. Bis zur Eröffnung ihres eigenen Geschäfts im Jahr 2014 hatte sie als Mitarbeiterin der Terlinden Textilpflege AG in Zug gearbeitet und in dem renommierten Schweizer Betrieb alles gelernt, was sie brauchte, um als Einzelkämpferin in der Branche bestehen zu können. Ihr ehemaliger Chef ermutigte sie sogar zu ihrer Entscheidung und bot ihr an, notfalls als Filialleiterin in einen seiner 35 Betriebe zurückzukommen.
„Diese Option gab mir Sicherheit“, sagt Heike Stierli, die ihren Pensionsfont auflöste und ihr gesamtes Geld in den Kauf ihres eigenen Betriebes steckte. Hier konnte sie nun ihr handwerkliches Können unter Beweis stellen und gleichzeitig ihre unternehmerischen Ambitionen verwirklichen. Die Kunden registrierten sofort, dass sie sämtliche Textilien und jedes einzelne Teil liebevoll und akribisch behandelte, ob Anzug oder Hemd, Alltags- oder Businessmode, Hochzeitsrobe oder Kommunionkleid. Dass die neue Inhaberin zudem eine freundliche und kompetente Ansprechpartnerin war, machte ebenfalls schnell die Runde.
Bis heute lebt das Geschäft in erster Linie vom Empfehlungsmarketing. „Wir sind eben immer noch ein Dorf, selbst mit mehr als 10.000 Einwohnern. Mit dem Namen Stierli verbinden die Menschen erstklassige Textilreinigung in Hochdorf. Sie wissen, dass ihre Kleidung bei mir perfekt gereinigt wird und die Hemden so gut gebügelt werden wie daheim – von Hand selbstverständlich.“
Positives Feedback motiviert
Selbstverständlich ist für Heike Stierli auch die direkte Kundenansprache mit Namen. Den notiert sie sich bei jedem Neukunden sofort. Das positive Feedback auf die familiäre Atmosphäre, aber auch das Vertrauen in ihre Kompetenz seien bis heute ihr Motor. „Die Menschen spüren, dass ich mein Handwerk beherrsche und es liebe. Sie genießen es außerdem, dass ich mir Zeit für sie nehme, ob an der Theke oder am Bücherschrank.“
Um ein wenig mehr Zeit für sich selbst, die Familie und spezielle Aufgaben im Betrieb zu haben, hat sie im August dieses Jahres erstmals eine Mitarbeiterin in Teilzeit eingestellt. Sie sei es zwar gewohnt, alles im Alleingang zu machen, freue sich allerdings über die Entlastung und die Chance, einige Betriebsabläufe umstrukturieren zu können.
Meine Kunden erwarten keine Dumpingpreise.
Heike Stierli
Am eigentlichen Konzept wolle und müsse sie nichts ändern. Ihre Spezialisierung auf die Qualitätsreinigung von Textilien aus privaten Haushalten habe sich bewährt. Darüber hinaus übernehme sie Spezialaufträge wie die Reinigung von Kirchenkleidung oder Trikots der regionalen Sportvereine. In Einzelfällen kümmere sie sich um die Privatwäsche ihrer Stammkunden, zu angemessenen Preisen. Das verstehe sich von selbst. Dumpingpreise könne sie sich nicht leisten. Das würden ihre Kunden auch nicht erwarten. Diese wünschten sich zuverlässige Beratung und Qualität, von Hand gebügelte Textilien und im besten Fall noch ein gutes Buch für die Freizeit, die ihnen die Reinigung ihres Vertrauens ebenfalls beschert.