Immer wieder kommt es zu einer Reklamation nach der Reinigungsbehandlung von Gardinen und Vorhängen. Diese Reklamationen liegen in der Regel als Gewebedurchbrüche/Farbveränderungen/oder auch Ränderbildungen-Flecken vor. Aber auch Einsprünge/Krumpfungen sind oft der Grund. Ein Textilreinigungsgutachter klärt auf.
Wenn es zu Krumpfungen bei Gardinen oder Vorhängen kommt, ist dem Verbraucher in der Regel nicht bewusst, dass insbesondere schwere und mittelschwere Qualitäten im Laufe der Zeit am Fenster „wachsen“, denn die Schwerkraft/Erdanziehung wirkt hier ein. Insbesondere dann, wenn Bleibänder oder Bleigewichte in den unteren Kanten/Säumen verarbeitet sind.
Bei einer Reinigungs- oder Waschbehandlung geht das Material aber wieder auf das ursprüngliche Maß zurück, aber oft auch darüber hinaus, weil ein Gewebeeinsprung von bis zu 3 bis 5 Prozent, je nach Gewebe/Material, als normal anzusehen ist. Und das kann bei Flächengardinen/Vorhängen schon sehr deutlich ausfallen, weil sich der Verbraucher im Laufe der Gebrauchszeit an einen längeren Anblick gewöhnt, aber nicht das Wachsen bemerkt hat.
Wie ein Brennglas
Gardinen und Vorhänge an Fenstern unterliegen einer besonderen Gebrauchsbeanspruchung, denn das Fensterglas wirkt bei Sonnenlicht, je nach Lichteinfall, wie ein Brennglas auf die Fasern ein und bewirkt ein Mürbewerden der Fasern und schädigt gleichzeitig die Farbpigmente. Das führt zwangsläufig zu einem Faserabbau, was gleichbedeutend mit einem Festigkeitsverlust verbunden ist.
Die Bewegungen während des Wasch- oder Reinigungsprozesses führen an den durch Licht vorgeschädigten Stellen zu Durchbrüchen und Farbverlusten, ohne dass diese verhindert werden können. In sehr vielen Fällen sind diese Gebrauchsschäden vor der Wasch- oder Reinigungsbehandlung noch nicht voll sichtbar.
Bei jedem Reinigungs- oder Waschprozess saugt sich das Gewebe mit dem jeweiligen Lösemittel voll. Dadurch kommen die Textilien bis zum 3- bis 5-fachen des Eigengewichts. Die durch Licht und Gebrauchseinflüsse vorgeschädigten Stellen können dann durch das Eigengewicht aufbrechen und geschädigte Farbpigmente werden dabei abgeschwemmt. Deutlich sichtbare Schäden sind die Folge.
Besonderheiten an seitlichen Enden und Kantenbereichen
Auch ist sehr oft anzutreffen, dass die seitlichen Enden nicht so stark betroffen sind. Das liegt daran, dass die seitlichen Enden durch das Mauerwerk geschützter sind.
Bei Gardinen/Vorhängen die abendlich von Hand zugezogen werden, lassen sich in den Kantenbereichen sehr oft Schäden erkennen, die durch Schweiß, Körperfett und mechanische Belastung eintreten.
In vielen Fällen werden auf Fensterbänken Blumen als Dekoration vorgehalten. Auch hier kann es beim regelmäßigen Gießen zu Wasserflecken/Rändern und Streifen in den Gardinen/Vorhängen kommen.
Alle diese Schäden werden erst richtig deutlich, wenn durch das Wasch- oder Reinigungsverfahren Staub, Schmutz und Fett, welches sich im Gebrauch angehaftet hat, abgereinigt bzw. abgewaschen ist.
Oft sehr lange Gebrauchszeiten
Es ist auch zu bedenken, dass es gerade bei Vorhängen (aber auch Gardinen) oft zu sehr langen Gebrauchszeiten kommt, bevor sie einer Pflegebehandlung unterzogen werden.
Und oft führen auch Vergrauungen bei sehr weißen/hellen Gardinen und Vorhängen zu Reklamationen. Hier sind in erster Linie Kunstfasern anzusprechen, denn Staub in der Luft ist überall und setzt sich auch auf Gardinen/Vorhängen ab. Durch die intensive Belichtung hinter Glas kann es vorkommen, dass sich über einen langen Zeitraum die Staubpartikel in die Kunstfaser einbrennen und die sind dann auch bei einer Pflegebehandlung nicht mehr ganz zu entfernen. Dadurch erscheint aber das Gardinen-/Vorhanggewebe leicht verdunkelt bzw. vergraut, was durch den Reinigungsbetrieb nicht zu verhindern ist.
Autor Dieter Essing ist Sachverständiger für die Textil- und Lederreinigung.