„Ihre Firma ist ein innovativer Textildienstleister und gilt als Pionier der Branche – ein mittelständisches Familienunternehmen mit Tradition, Geschichte und Zukunft.“ Mit diesen Worten überreichte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut dem Textildienstleister Geiger Textil die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg. Anlass für R+WTextilservice bei dem Unternehmen in Bad Säckingen vorbeizuschauen.
Über die Auszeichnung für hervorragende unternehmerische Leistungen und besondere Verdienste um die baden-württembergische Wirtschaft freute sich Familie Geiger sehr. Die Unternehmensführung besteht zurzeit aus Jochen Geiger, seinem Bruder Thomas Geiger (beide auch Inhaber und Gesellschafter) und seinem Sohn Frederik Geiger. „Mein Bruder und ich führen das Unternehmen seit 1989 in dritter Generation. Im Zuge der Nachfolgeregelung bin ich heute ausschließlich für Vertrieb und Marketing zuständig, während mein Bruder für die Produktion und Beschaffung verantwortlich ist. Das hat sich in den letzten zwei Jahren, seit mein Sohn Frederik im Unternehmen ist, so ergeben. Er kümmert sich jetzt ums Personal und die IT“, erzählt Jochen Geiger. Thomas Stalder ist Geschäftsführer des Schweizer Standortes und für die Finanzen des Unternehmens zuständig.
Unternehmensgeschichte
Gegründet wurde Geiger Textil als Vier-Mann-Betrieb im Jahr 1936 von Anna und August Hagmann (Großeltern von Jochen und Thomas Geiger). Die ersten Kunden waren Privatkunden. 1973 wurde das Unternehmen an Christa und Hermann Geiger (Eltern von Jochen und Thomas Geiger) übergeben. In dieser Zeit war der Betrieb stark im Hotelbereich tätig. Als die Brüder 1989 das Unternehmen übernahmen, akquirierten sie Krankenhäuser und Pflegeheime als Kunden und stellten das Hotelgeschäft fast gänzlich wieder ein.
„Ursprünglich kommt unser Unternehmen aus Rheinfelden. 1990 haben wir dann die BEWA-Wäscherei in Bad Säckingen übernommen und uns dort weiterentwickelt“, erklärt Jochen Geiger. 2005 wurde aufgrund der immer mehr werdenden Kunden aus der Schweiz die Schweizer Tochtergesellschaft Geiger Textil Swiss gegründet. 2006 wurde der erste Neubau in Bad Säckingen realisiert. 2016 kam ein zweiter Neubau dazu.
2020 stieg dann Frederik Geiger mit der Aufgabe eine neue Strategie aufzustellen, ins Unternehmen ein. Dieser anspruchsvolle Prozess dauerte anderthalb Jahre, ist aber gut gelungen: „Wir sind froh, dass wir heute eine ausformulierte Strategie haben, die auch die Mitarbeitenden kennen, verstehen und sich damit identifizieren.“
Dienstleistungen von A bis Z
Die Familie Geiger sieht ihr Unternehmen als Dienstleister mit einem gesamtheitlichen Produktportfolio. Der Betrieb berät Kunden bei der Textilauswahl und Textilmenge, um so ein sinnvolles Angebot zu entwickeln. Danach wird die Fertigung koordiniert. Dann übernimmt Geiger Textil das Waschen nach zertifizierten Prozessen mit allen Anforderungen, sowie die interne und externe Logistik. „Um die nötige Transparenz und Vertrauen zu schaffen, machen wir auch eine Datenanalyse und bereiten das ganze Datenpaket für die Kunden auf. Ziel ist es, dass die richtigen Textilien zur richtigen Zeit, am richtigen Ort sind und die Kunden sich auf den Service verlassen können“, führt Jochen Geiger aus.
Fünf Produktlinien
Zurzeit hat Geiger Textil ungefähr 350 Mitarbeiter auf vier Standorte in Deutschland und der Schweiz verteilt. Der Umsatz im Jahr 2022 lag bei rund 29 Millionen Euro. Rund 50 Prozent des Geschäftes kommt aus der Schweiz. Insgesamt betreut Geiger Textil 200 Kunden. Das sei relativ wenig für diese Umsatzgröße, erklärt Jochen Geiger. Das komme daher, dass sich das Unternehmen mitten im Gebiet der Pharma-Riesen und chemischen Industrie befindet. „Deswegen haben wir sehr große Kunden bei uns im Portfolio. Wir sind spezialisiert darauf, große Einheiten zu bearbeiten.“
Heute teilen sich die Dienstleistungen von Geiger Textil in fünf Produktlinien auf. Zur Sparte „Work+“ gehört alles, was mit Berufskleidung und persönlicher Schutzausrüstung zu tun hat: „Wir übernehmen die Konfektion, die Finanzierung, die Aufbereitung und die Logistik für die Berufs- und Arbeitsschutzkleidung unserer Kunden, die in dieser Sparte vor allem Industriebetriebe, Krankenhäuser und Pflegeheime sind.“
Die zweite Produktlinie „Cleanroom+“ ist die Erweiterung von „Work+“. Dort werden Reinraumtextilien konfektioniert, finanziert, dekontaminiert und ausgeliefert. „Der Reinraum-Markt wird immer größer, weil wieder mehr Medikamente und auch Batterien für Elektroautos in Deutschland hergestellt werden. Und für Reinräume benötigt man Reinraumtextilien und Reinraumberufskleidung“, erklärt Jochen Geiger.
„Health+“ ist ein Angebot für Pflegeheime und Krankenhäuser und beinhaltet die Aufbereitung und Logistik für Flach- und Frotteewäsche. In der Sparte „Clean+“ werden Feuchtwischbezüge aufbereitet und ausgeliefert. „Eine Universitätsklinik beliefern wir zum Beispiel mit 30.000 bis 40.000 aufbereiteten Feuchtwischbezügen in der Woche“, erzählt der Inhaber und Gesellschafter.
Die letzte Produktlinie nennt sich „Care+“, welche als einzige Dienstleistung kein Miet-Angebot ist, sondern bei der private Kleidung von Pflegeheim-Bewohnern gewaschen wird. Alle anderen vier Dienstleistungen basieren auf einem Miet-Service. An vermieteten Berufskleidungsteilen sind zum Beispiel rund eine Millionen im Umlauf.
Leistungen aus einer Hand
Ein Grund, warum Kunden Geiger Textil als Dienstleister wählen, sei zum einen, dass das Unternehmen mittelständisch und inhabergeführt ist. Dadurch sind die Entscheidungswege kurz und der Kontakt zum Kunden findet direkt statt, wodurch schnell auf Kundenbedürfnisse eingegangen werden kann. Der zweite Grund bestehe darin, dass es als spezialisierter Partner sämtliche Leistungen aus einer Hand anbietet. Als dritten Grund, der für seine Firma spricht, sieht Jochen Geiger den Anspruch an herausragende Qualität. Durch die anspruchsvolle Kundschaft, gerade aus dem Pharmabereich, der Lebensmittelindustrie und chemischen Industrie, ist hohe Qualität nämlich sehr wichtig.
Seinen Qualitätsanspruch bestätigt Geiger Textil durch zahlreiche Zertifizierungen. Das Unternehmen besitzt Zertifizierungen im Bereich der Waschprozesse, des Qualitätsmanagement, der Umwelt und Energie sowie des Reinraums. „Das braucht man in unserem Bereich einfach. Dank regelmäßiger Rezertifizierungen verbessern und entwickeln wir uns stetig weiter“, so Jochen Geiger.
Energieeffizienz
Ebenfalls einen hohen Anspruch hat das Familienunternehmen an Nachhaltigkeit: „Wir beginnen gerade auf einem unserer Baugrundstücke mit der Installation einer Photovoltaik-Anlage, die 5000 qm einnehmen wird. Damit wird in Zukunft ein Drittel unseres Strombedarfs erzeugt. Aktuell haben wir auch schon eine Anlage auf dem Verwaltungsgebäude.“
Neben Photovoltaik, ist auch der Fuhrpark immer Up-to-date, um die Umwelt weniger zu belasten. Außerdem investiert Geiger Textil kontinuierlich in die neueste Technik und in intelligente Steuerungen, um die Energieeffizienz zu steigern. Dank Aufbereitung und Rückgewinnung spart die Firma zusätzlich 17 Millionen Liter Frischwasser pro Jahr. Um chlorfrei zu waschen, setzt das Unternehmen enzymbasierte, umweltfreundlichere Alternativen ein und anstatt FC-Verbindungen verwendet es Paraffin als Chemikalienschutz. Zu guter Letzt, konfektioniert Geiger Textil einen Großteil seiner Berufskleidung in Portugal. „Uns ist es einfach wichtig, dass wir die Ware möglichst heimatnah herstellen. Wir produzieren in Südeuropa und Nordafrika, sofern es geht.“
Grundpfeiler Digitalisierung
Weit fortgeschritten ist bei Geiger Textil auch die Digitalisierung. „Dadurch, dass wir Miettextilien einsetzen, die wir mit Chips oder Barcodes versehen, hat die Digitalisierung bei uns schon sehr früh angefangen“, sagt der IT-Verantwortliche Frederik Geiger. „Als wir unsere Kunden auf die Dienstleistung Health+ / Poolwäsche im Mietsystem umgestellt haben, wollten wir einfach sicher sein, dass wir unser Eigentum nachverfolgen können und bei fehlender Zurückgabe einen Restwert verrechnen können. Deswegen haben wir damals eine Einzelteilerfassung eingeführt.“
Seitdem wird das ERP-System stetig weiterentwickelt, um möglichst viele Daten aus den Produktionsprozessen zu extrahieren. Egal ob es um den Bereich Frotteewäsche oder Berufsbekleidung geht, Geiger Textil ist in der Lage jede Bewegung, die komplette Historie, also das gesamte Leben des Kleidungsstücks, abzubilden. Das hat meistens auch berechnungsrelevante Faktoren. „Wenn wir Textilien vermieten, dann müssen wir wissen wie hoch der Restwert ist, wann sie das letzte Mal bearbeitet wurden, was in die Textilie investiert wurde und wann man sie entsorgen muss“, erklärt Frederik Geiger. Zurzeit ist das Unternehmen damit beschäftigt auch für die Reinraum-Sparte eine Einzelteilverfolgung einzuführen.
Neben der Digitalisierung der Produktionsprozesse, ist sie natürlich auch im administrativen Bereich vorangeschritten. „Da hat sich durch die Corona-Pandemie relativ viel verändert: Teams Calls, Automatisierung im digitalen Bereich. Was möglich ist, setzen wir um“, erzählt Frederik Geiger. Auch Nachhaltigkeit spielt bei der Digitalisierung eine Rolle. Das Unternehmen versucht so viel wie möglich digital abzubilden und dadurch Papier zu sparen.
Umgang mit Corona
Mit den Krisen der letzten Jahre kam und kommt Geiger Textil derzeit ganz gut zurecht. „Corona war natürlich schon ein Schlag ins Kontor. Wir haben sofort, als die Nachricht bezüglich eines Lockdowns kam, einen Corona-Notfallplan erstellt und ein Corona-Krisen-Team aufgestellt“, erinnert sich Jochen Geiger. „Als es dann hieß, dass die Schweiz die Grenze zumacht, waren wir natürlich komplett im Stress. Kunden aus der Schweiz riefen an und fragten nach ihrer Wäschelieferung.“ Da Kunden aus dem Gesundheitswesen sowie der Industrie dringend auf die Versorgung mit sauberer Berufskleidung / Wäsche angewiesen sind, konnte das Unternehmen weiterhin in die Schweiz liefern.
Wirtschaftlich war die Firma dahingehend betroffen, dass ein Kunde aus der Flugzeugbranche längere Zeit den Betrieb einstellen musste. So mussten 42 Mitarbeiter währenddessen in Kurzarbeit geschickt werden. Aufgrund des Kundenmix gab es aber ansonsten keine größeren Probleme.
Energiekrise bereitet Sorgen
Was der Unternehmensführung mehr Sorgen bereitet, ist die Energiekrise, da der Betrieb sehr energieintensiv ist. Was im Nachhinein gleichzeitig Pech und Glück war, ist der gasbetriebene Dampfkessel, der vor zwei Jahren irreparabel beschädigt wurde. So musste eine neue Kesselanlage gebaut werden. Der Vorteil: sie verbraucht 20 Prozent weniger Gas. Leider war die Gas-Krise zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Sonst wäre Geiger Textil eventuell auf ein alternatives Brennmaterial umgestiegen.
„Wenigstens läuft unser Gasvertrag noch bis Ende des Jahres 2023, weswegen uns die Preissteigerungen aktuell noch nicht betreffen. Was nächstes Jahr kommt, wissen wir aber noch nicht“, so Jochen Geiger. Deswegen und wegen den höheren Strompreisen sind sie auch mit ihren Kunden im Dialog, denn Geiger Textil kann die Steigerungen natürlich nicht alleine tragen.
Kampf gegen den Fachkräftemangel
Auch der Betrieb von Familie Geiger hat wie viele in der Textilpflegebranche mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Im administrativen Bereich sei das Problem nicht so groß. Da erhält das Unternehmen immer wieder Bewerbungen. „Einen Mangel gibt es eher im Produktionsbereich, wo wir uns teilweise sehr schwer damit tun, gutes Personal zu finden. Und auch wenn wir immer versuchen eine geringe Fluktuation zu haben, ist sie gerade in den produktiven Bereichen relativ hoch, da der Job nicht für jeden etwas auf Dauer ist“, erläutert Frederik Geiger, der sich auch um den Personal-Bereich kümmert.
Deswegen versucht sich die Firma im Landkreis regional als großer Arbeitgeber zu positionieren und durch werteorientierte Führung, sowie entsprechenden Benefits als Gesamtpaket attraktiv zu sein. So sponsort Geiger Textil zum Beispiel auch den Trompeterlauf, eine große regionale Laufveranstaltung, die Bewegung und damit Gesundheit fördern will. „Außerdem bieten wir ausländischen Mitarbeitern Deutschkurse in mehreren Stufen an. Einfach um den Leuten eine Perspektive und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu geben“, erzählt Frederik Geiger. Familie Geiger hofft, so mögliche Beschäftigte auf ihre Firma aufmerksam zu machen und für sich zu gewinnen.
Vertrauen wichtiger als günstiger Preis
In Richtung Kunden wünscht sich die Unternehmensführung, dass immer mehr ein Umdenken dahingehend stattfindet, dass ein günstiger Preis nicht alles ist, sondern Vertrauen und Verlässlichkeit in die Dienstleistungen des Partners das A und O sind.
Seit den Krisen der letzten Jahre sei die Wertschätzung für Reinigungsdienstleistungen auf jeden Fall gestiegen. „Wir hatten jetzt auch drei Anfragen von Industriebetrieben, die bei uns nach einem Angebot gefragt haben, weil die Qualität und Sicherheit der Versorgung durch ihren aktuellen Dienstleister nicht mehr gewährleistet ist.“ Jochen und Frederik Geiger erkennen hier eine Art Umkehrtrend. „Viele sind zu den Konzernen gerannt, weil sie dort günstigere Preise bekommen haben, bemerken jetzt aber, dass mehr zu einem guten Dienstleister gehört, als Wäsche zu waschen und zu liefern. Sie müssen ihm auch vertrauen können.“