Besonderheiten der Lederreinigung sind den Verbrauchern oftmals gar nicht richtig bewusst. Vor allem in Bezug auf die Pflegbarkeit, Fleckentfernung u.ä. werden bei Lederbekleidung vielfach die gleichen Maßstäbe bzw. Erwartungen gestellt, wie es der Verbraucher von textiler Bekleidung gewohnt ist. Zu Unrecht, denn Leder ist Natur.
Für einen großen Teil der Lederbekleidung werden Schaf- und Ziegenhäute, aber auch die Häute von Schweinen verarbeitet. Schweinsleder wird in vielen Fällen als „Porcleder“ bezeichnet, weil dies nicht so gewöhnlich klingt. Auch reine Kalbsleder können für Bekleidungszwecke herangezogen werden, Rindsleder wird hauptsächlich für Täschnereiartikel verarbeitet. Für billige
rustikale Kleidungsstücke wird aber auch Rinds-Spaltleder eingesetzt. Für Wildleder werden die Felle von wildlebenden Tieren (z. B. Reh, Hirsch, Gämse oder Elch) verarbeitet. Auch kommen gezüchtete Herdentiere für Lederbekleidungszwecke zur Verarbeitung.
Lichtechtheit von Färbungen?
Die Lichtechtheit von Färbungen auf Leder ist meist wesentlich geringer als die Lichtechtheit bei Textilien. Deshalb kann bei Lederbekleidungsstücken durch die Belichtung während des Tragens, aber auch durch Lichteinwirkung während der Aufbewahrung, unter Umständen eine starke Farbveränderung hervorgerufen werden. Die Neigung zur Verfärbung in einen bräunlichen Ton kann auch durch die Gerbung des Leders bedingt sein. Pflanzliche Gerbstoffe bilden bei der Einwirkung von Licht und Luftsauerstoff gelblich bis braune Farbstoffe.
Bei Narbenleder mit Deckfarbenzurichtung kann durch Reibung und Scheuerung während des Gebrauchs ein Abrieb der oberflächlich aufgetragenen Deckfarbenschicht hervorgerufen werden. Vor allem im Bereich von Tragefalten und Kanten kann ein starker Abrieb auftreten.
Bei Veloursleder kann durch die mechanische Einwirkung beim Tragen eine Aufrauung oder Auffaserung hervorgerufen werden. Bei sehr lockerem und dünnem Spaltleder oder auch Leder, bei dem die Narbenschicht abgeschliffen ist, können Auffaserungen und Durchbrüche
entstehen.
Durch die Einwirkung der Reinigungsflotte (Lösemittel oder Wasser) können Farbverluste und damit Aufhellungen hervorgerufen werden. Die Ursache ist, dass Lederfärbungen in den überwiegenden Fällen nicht die gleichen Echtheitseigenschaften aufweisen wie Textilien. Farbverluste können sich als Aufhellungen bemerkbar machen, bei kontrastfarbigen Bekleidungsstücken aber erhebliche Verfärbungen verursachen.
Bei mehrteiligen Kleidungsstücken (Kombinationen von Rock, Hose, Jacke oder Weste) sind Farbveränderungen dann besonders störend, wenn nur ein Teil der Kombination gereinigt wird. Deshalb sollten Kombinationen aus mehreren Teilen immer gemeinsam gereinigt werden. Auch durch farbliches Auftönen lassen sich Farbunterschiede bei einzeln gereinigten Stücken nicht immer ausgleichen.
Strukturveränderungen im Oberflächenbild
Die im Rahmen der Lederzurichtung verwendeten Hilfsmittel (um einen weichen, geschmeidigen Griff zu erzielen) können durch die Reinigungsflotte herausgelöst werden. Auch durch ein typgerechtes Nachfetten ist es nicht immer möglich, den Fetthaushalt im Leder wieder auszugleichen. Die Folge davon ist, dass Beeinträchtigungen des Griffes gegenüber dem Neuzustand unvermeidlich sein können.
Bei Deckfarbenzurichtungen oder beim Nappieren faseriger Lederoberfläche kann die Deckschicht spröde werden und/oder sich von der Oberfläche ablösen. Dadurch entstehen starke Strukturveränderungen im Oberflächenbild, die ein Kleidungsstück praktisch unbrauchbar machen können. Wenn keine Einschränkung im Hinblick auf die Pflegebehandlung durch ein Etikett gemacht wird, ist die Unbeständigkeit einer Zurichtung gegenüber den Einwirkungen des Reinigungsprozesses im Rahmen der Warenschau meist nicht erkennbar.
Auffaserungen und Durchbrüche bei lockeren und grobfasrigen Partien, die auch bereits im Gebrauch entstehen können, können auch durch die Mechanik, die durch die Bewegung während des Reinigungsprozesses ausgelöst wird, auftreten. Die Entstehung von dünnen und fasrigen Lederpartien bei der Reinigungsbehandlung kann nicht verhindert werden. Es ist in der Regel auch nicht möglich, im Rahmen der Warenschau zu erkennen, ob ein Leder eine ungenügende Festigkeit aufweist.
Bei Lederbekleidung kann in vielen Fällen nicht der Ausfall erzielt werden, wie der Verbraucher es von einem Kleidungsstück aus Textilien gewöhnt ist. Ein Kleidungsstück aus Natur- und/oder Kunstfasern kann bei sachgemäßer Behandlung häufig gereinigt werden, ohne dass eine Veränderung gegenüber dem ursprünglichen Zustand zu erkennen ist. Dies ist bei Lederbekleidung aber häufig nicht möglich.
Leder ist reine Natur
Leder ist reine Natur. Dies offenbart sich schon, wenn man Leder anfühlt. Noch deutlicher wird der natürliche Ursprung aber, sobald man Kleidung aus Leder trägt. Die Wissenschaftler bezeichnen dieses Gefühl als Tragekomfort – und Lederbekleidung besitzt einen außergewöhnlich großen Tragekomfort. Lederbekleidung ist modisch, chic und in der Regel strapazierfähig. Allerdings wird das Gebrauchsverhalten des Naturproduktes Leder bereits von seinem besonderen Aufbau und zudem noch von der Art der Gerbung sowie seiner Zurichtung bestimmt.
Autor Dieter Essing ist Sachverständiger für die Textil- und Lederreinigung.